Sinn macht erfinderisch

In schwierigen und belastenden Situationen besteht die Gefahr, dass wir uns schnell in die „Opferrolle“ begeben und meinen, nichts an der Lage ändern zu können. Wir fühlen uns ohnmächtig und hilflos. Sind wir aber offen für sinnvolle Möglichkeiten, seien sie auch noch so klein, befreien wir uns selbst  aus der Opferrolle. Wir werden erfinderisch, das Gefühl der Hilflosigkeit lässt nach, wir entdecken unser Gestaltungspotential und sind motiviert, die kleinste Veränderungsmöglichkeit zu ergreifen. Lösungen werden möglich. In einer Psychotherapie-Weiterbildung hörte ich dazu eine eindrückliche Geschichte aus dem Orient. Der Verfasser ist mir unbekannt. Ich will Ihnen die Geschichte weitererzählen:

Abschütteln und Drauftreten

– vom Umgang mit Schwierigkeiten und Belastungen –

Ein Esel fiel in einen Brunnen, der ausgetrocknet war. Der Brunnen war so tief, dass er sich nicht mehr daraus befreien konnte. Laut schrie er um Hilfe. Da kamen zwei Bauern vorbei, hörten das Geschrei und schauten in den Brunnen. Als sie den Esel sahen, sagten sie zueinander: „Der alte Esel lohnt die Mühe nicht, ihn herauszuziehen. Wir wollen weitergehen.“ Auf dem Rückweg beschlossen sie, den ausgetrockneten Brunnen zuzuschütten, weil er ihnen keinen Nutzen mehr brachte. Schaufel um Schaufel warfen sie Erde in den Brunnen, direkt auf den Rücken des Esels. Was tat der? Er schüttelte sich jede Ladung Erde vom Rücken und trat kräftig darauf. So befreite er sich allmählich aus dem tiefen Brunnen.

Vielleicht denken Sie in einer schwierigen und belastenden Situation an diese Geschichte und versuchen es auch einmal mit „Abschütteln und Drauftreten“. Möglicherweise werden sie so erfinderisch und entdecken neue Lösungen.

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